Über Inge
Ingeborg Roberstein, Diplomierte Gartenberaterin
Eigentlich wollte ich ja Tierpflegerin werden, aber als ich mit 16 Jahren bei der Beratung des Arbeitsamtes saß, da fand man, das wäre körperlich zu schwer für mich und da wär gerade ein Ausbildungsplatz als Gärtnerin bei Orchideen-Wichmann frei.
So wurde ich Gärtnerin und das war schwere Arbeit!
Gewächshausdächer und Wasserbecken unter den Pflanzentischen schrubben, Heizungsrohre streichen, Kisten und Erde und Töpfe schleppen, im Winter in Eiseskälte, im Sommer in großer Hitze.
Aber bis heute, viele Jahre später, liebe ich immer noch Pflanzen, Natur und Tiere.
In vier Bundesländern habe ich gearbeitet. Nach den Zimmerpflanzen ging es nach draußen, Grünanlagen, Gärten, Bepflanzungen planen und ausführen, Baumpflege, Stadtgrün, Baumgutachten, Baumkataster, Kräuter- und Staudengärtnerei, Gartenmarkt und viele Tiere.

Ganzheitliches gärtnern!
Mein kleiner Garten in einem Dorf beherbergt erstaunlich viel, man muss es nur sehen. Die unglaubliche Vielfalt der Natur funktioniert auch auf kleinstem Raum, allein das sogenannte Unkraut entwickelt sich zu Pflanzen, die man nie vermutet hätte, es zeigen sich Insekten, die hochinteressante Eigenarten aufweisen, seltene Vögel werden angelockt. Da tut sich eine große Welt auf – noch.
Ich töte nichts und hab, klar, auch Verluste. Der Salat im Hochbeet schmeckt seit Jahren einer Maus sehr gut, im Winter lebt sie vom Vogelfutter, da sieht man sie manchmal zwischen all den anderen Gästen. Meine Funkien werden arg von Schnecken benagt, aber die Igel, die im Reisig-Laub-Hügel wohnen, freuen sich über die Schnecken. Da sind aber auch wirklich hübsche dabei, orange, pechschwarz, grau-schwarz gemustert, oder auch mit eigenem Häuschen.
Inzwischen habe ich so viel Wissen angehäuft, dass ich das auch weitergeben will!
Es gibt so viele Fragen in der heutigen Zeit, die meine Eltern noch beantworten konnten, sie kannten die meisten Gartenpflanzen, sie wussten, welches Gemüse wann und wo gut wächst, was man damit anfangen konnte und es kam mir so vor, als wäre es meinen Eltern angeboren.
Als Gartenfachberaterin merke ich immer wieder, dass dieses Grundwissen bei meinen Kunden oft verloren gegangen ist. In der Schule wird es nicht beigebracht und den Eltern hat man nicht oder nur mürrisch zugehört und zugesehen. Die Frage: "Wir haben jetzt ein Haus mit Garten, was mach ich bloß?" - endet dann viel zu oft in einer Steinwüste, die wenig Gemütlichkeit für Mensch und Tier bietet.
Viele Neubaugebiete, die durchaus Raum bieten würden für kleine grüne Oasen, sind mir inzwischen ein Greuel, ich kann da nicht mehr spazieren gehen und das Lied von Paul Gerhardt ist Vergangenheit:
Geh aus mein Herz und suche Freud
in dieser lieben Sommerzeit
an deines Gottes Gaben;
Schau an der schönen Gärten Zier
und siehe wie sie dir und mir
sich ausgeschmücket haben.
Die Bäume stehen voller Laub
das Erdreich decket seinen Staub
mit einem grünen Kleide;
Narcissus und die Tulipan,
die ziehen sich viel schöner an
als Salomonis Seide.
Lasst uns wieder einen Weg finden zu einer liebens- und lebenswerten Umgebung!
Ein Jeder kann mit der richtigen Beratung und kleinen Veränderungen wieder einen richtigen Garten entstehen lassen, der allen Freude macht, der Kindern interessante Beobachtungen ermöglicht, wenn Igel herumlaufen, Vögel Nester bauen, Schmetterlinge und Käfer auf den Blumen zu finden sind, das Gemüse im Hochbeet wächst und gedeiht und so vieles andere mehr.