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Das Igelding - Notfall im Garten

  • Autorenbild: Inge
    Inge
  • 2. Nov. 2022
  • 2 Min. Lesezeit

Vor ein paar Tagen fiel mir plötzlich ein, dass ich unbedingt die Kletterhortensie an der Hauswand zurückschneiden muss, sie war schon oben unter die Holzverschalung gekrochen. Dazu brauchte ich die Leiter, die draußen vor dem Kellereingang steht.


Aber gleich beim Runtergehen sah ich das Unglück, ein winziger Igel lag dort auf der Seite,

die Augen voller dicker Brummer. Ich dachte, er wäre tot und habe ihn auf eine Schaufel

geschoben. Erst jetzt, bei genauem Hinsehen konnte ich erkennen: Er lebt ja noch ein

ganz klein wenig! Gleich habe ich ihn in die leere Badewanne getragen, gewärmt und etwas Wasser gegeben und die Rettungsaktion gestartet. Zuerst eine Freundin angerufen und um Rat gefragt, sie hat gleich Rundrufe gestartet, wer bei den Wildtier- und Igelhilfen sofort Platz für eine Erstversorgung hat. Inzwischen war der Igel etwas aufgewärmt und schon viel beweglicher, die Flöhe sprangen, konnten aber nicht aus der Wanne raus. Mit einem kleinen Malerpinsel habe ich dann die Flöhe und tausend Fliegeneier aus dem dichten, noch sehr flauschigen Fellchen heraus-

gebürstet. Sehr schwierige Sache, ich war allein und die Eier waren sehr hartnäckig klebrig und aus den Augen mit meinen Fähigkeiten nicht rauszukriegen. Immer wieder habe ich das Igelchen, ein Männchen, abgelegt, um zu telefonieren, die Drähte wurden heiß, überall eine Flut von viel zu kleinen Tierchen, alles voll.


Für meinen Igel mit 100 g Gewicht und in dem Zustand war aber erfahrene Hilfe unbedingt notwendig. Schließlich fand sich doch noch ein freier Platz weiter weg bei Hildesheim.

Da habe ich das Igelchen in einen gepolsterten kleinen Karton gepackt und bin losgefahren.

Auf halber Strecke, bei einer Kontrolle, war der Karton plötzlich leer, ich hatte ihn ihn für Belüftung einen Spalt offengelassen. Auch der Fußraum im Auto war leer, es war auch schon dunkel und meine Welt ging kurz unter. In seinem Zustand war er in die Verstellschiene des Beifahrersitzes geklettert und da nur mühsam rauszukriegen. Ich war froh, aber auch fertig mit den Nerven. Endlich am Ziel konnte ich mein wildes Tierchen in liebevolle Hände abgeben.

Dort haben sie die Fliegeneier entfernt und das Kerlchen aufgepäppelt, es geht ihm gut!

Ich habe den Igel am 19.10.22 abends abgegeben, dort hat die Ehrenamliche bei der "Wildvogelhilfe Hildesheim" mehrere Videos gemacht, schaut es an, sehr anrührend!



Alle Igel-Auffangstationen sind komplett überfüllt, auch in der Celleschen Zeitung war zu

lesen, dass da nichts mehr geht, eine hatte 39 Tierchen zu versorgen! Im Fernsehen wurden die Gründe für die Flut der in diesem Jahr vollkommen unterernährten Jungigel erklärt:

Die große Trockenheit und der dadurch bedingte Nahrungsmangel wird inzwischen extrem verschärft durch die kahle Gartenlandschaft, steinig, pflanzenfrei, "geordnet", totgespritzt....

Laubfall ist inzwischen fast strafbar und ist Ursache für manche Nachbarschaftsstreitigkeiten und für Angriffe auf die Verwaltungen, die für die öffentliche Bepflanzung zuständig sind. "Wilde", naturnahe Ecken werden vermüllt.


Tja, es wird Zeit für ein Umdenken und vielleicht reicht es doch für eine kleine "ungeordnete" Fläche im Garten?


Eure Inge!


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